Fuchsfeder Nr. 10: Rückblick Leipziger Buchmesse – von Zweiklassen-Denken, überraschenden Erlebnissen und Standdienst unter erschwerten Bedingungen

Was war der März für ein geschäftiger Monat! Erst Urlaub in Krakau und kurz danach die Leipziger Buchmesse, die ich am 28. und 30.03.2025 besuchte. Wie bereits in der letzten Fuchsfeder angekündigt, war ich am Samstag zwar in Leipzig, blieb jedoch der Messe fern. Und das war eine hervorragende Idee, wie sich später herausstellte. Aber alles der Reihe nach.

Ich kam also am Freitagvormittag an und fuhr erstmal ins Hotel zum Koffer abladen. Dann versuchte ich es mit einer S-Bahn. Nichts zu machen, die Schlange vor den Türen ging mehrere Hundert Meter lang. Ja, richtig gelesen. Mehrere Hundert Meter. Zweite S-Bahn – dasselbe Problem. Also zur Tram, wo ich direkt in die erste reinkam und sogar einen Sitzplatz bekam. Jackpot!

Vor der Messe dann dasselbe Spiel: Hunderte Meter lange Schlangen. Übrigens muss ich meinen Tipp von der letzten Fuchsfeder leider korrigieren: Das CCL ist nicht mehr für alle öffentlich zugänglich und man kann dort auch nicht mehr seinen Koffer kostenlos abgeben. Zumindest nicht ohne Ausstellerausweis. Bei den Preisen fürs Ausstellen ist schon klar, wer dort nicht mehr auftauchen wird …

Generell wurde dieses Jahr von vielen der Einlass bemängelt. Ich fand ihn auch schlecht organisiert. Die Preise waren auch wieder absolut unverschämt – fast 13 Euro für Fertigfraß, den man dann im Stehen futtern darf. Soviel zum Negativen. Jedoch möchte ich euch viel lieber von den positiven Seiten berichten – denn davon gab es einige!

Das Schönste für mich bei Messen ist es immer, meine Kolleg*innen zu treffen. Wann sind sonst (fast) alle auf einen Haufen versammelt? Los ging es mit einem Treffen mit Mika Krüger, die ich seit einer Weile kenne und die einen Stand mit ein paar anderen Autor*innen betreute. Dort holte ich sie ab und wir setzten uns in die Sonne (sogar auf ein freies Stückchen der Bierbank), um gemeinsam zu Mittag zu essen.

Das Foto zeigt zwei junge Frauen, die an einem Tisch sitzen und sich aneinander lehnen. Im Hintergrund sind Buchregale erkennbar.

Nach diesem entspannten Plausch ging es für mich direkt weiter zum Treffen mit Carina Schnell. Für sie hatte ich kürzlich ein Sensitivity Reading zu ihrer hawai’ianischen Protagonistin mit japanischen Wurzeln gemacht. Trotz des permanenten Gedrängels am Knaur-Stand lud Carina mich und ihre Begleiterin Katharina zu einem Getränk ein und nahm sich Zeit, um mit uns zu quatschen. Auch ihre Lektorin Anika Beer stellte sie mir vor, die mir schon eine Weile von Instagram ein Begriff war.

Weiter ging’s und wieder an einen Messestand, um zuerst Andrea Weil und dann Leslie Meilinger zu besuchen. Mit beiden führte ich super nette Gespräche und Leslies Buch „The Curse of the Goblin Princess“ musste natürlich mit. Ein cozy Fantasy-Buch mit einem Unruhe stiftenden Koboldprinz? I’m in! Übrigens hat Leslie das Buch unter ihrem offenen Pseudonym „Toni Ell“ veröffentlicht.

Nach diesem sportlichen Programm war ich bereits gut durch, doch es stand noch das Bloggerlounge-Treffen aus, das der Selfpublisher-Verband organisierte. Also durch die ganzen Hallen zurück zur Tram, kurz noch im Hotel einchecken und etwas hinlegen. Und weiter ging’s! Zum Glück hatte ich mein Hotel direkt neben dem Hauptbahnhof gewählt und das Treffen in der Leipziger Innenstadt war für mich zu Fuß erreichbar.

Etwas abgekämpft kam ich also in dem Irish Pub an. Ich hatte bereits erfahren, dass ich dem Genre „Thriller/Krimi/Horror“ zugeordnet wurde. Eigentlich habe ich darin bisher nur eine Kurzgeschichte veröffentlicht, aber wieso nicht mal aus der üblichen Bookstagram-Bubble ausbrechen, dachte ich mir. Ich kam an – und der Tisch war voll mit Leuten, die alle geschätzt doppelt so alt waren wie ich. Mein erster Impuls war, umzudrehen und zu gehen – ich habe als Frau mit chinesischen Wurzeln nicht so viele positive Erfahrungen mit weißen Menschen aus der Boomer-Generation.

Das Foto zeigt drei Bücher, die auf blauem Hintergrund liegen: Links "The Curse of the Goblin Princess", in der Mitte das Magazin "Der Selfpublisher" und rechts "Der Blick, den wir riskieren".

Zum Glück blieb ich aber – denn die Gespräche mit den Autor*innen und Blogger*innen waren schön und erhellend und ich habe einem der Autoren von der Runde sogar einmal „Das verwinterte Herz“ für seine Tochter verkauft! Tatsächlich mal etwas anderes, als unter jungen Frauen zu sitzen, die primär Fantasy und Romance schreiben. Im Gegensatz zu Carsten Otte, der einen Verriss über exakt jene Autorinnen – und Leserinnen – schrieb, weil was fällt Frauen ja auch ein, nach über 2.000 Jahren auch mal eine größere Rolle im Buchbetrieb spielen zu wollen, möchte ich jedoch nicht auf diesen Autorinnen und Leserinnen herumhacken.

Falls ihr hingegen einen sehr gut formulierten, offenen Brief einer Romance-Autorin dazu lesen wollt, kann ich euch diese Seite sehr empfehlen. Was weiße Männer wie Carsten Otte verreißen, hat dazu geführt, dass ich mich auf der Leipziger Buchmesse so wohl wie seit langem nicht mehr gefühlt habe: Keine rechtsextremen Verlage, viele wunderschöne Cosplays (von allen möglichen Geschlechtern. Schockierend!) und endlich mal eine Kulturveranstaltung, wo ich nicht durch Alter, Geschlecht und ethnische Herkunft mal wieder auffalle.

Damit war der Freitag durch und ich ebenfalls. Am Samstag startete ich ganz entspannt mit langem Frühstück in den Tag und traf dann Amani Padda, die praktischerweise in Leipzig wohnt. Nach diesem sehr schönen Gespräch war wieder Entspannung im Café angesagt. Das Kräftetanken war denn auch bitter nötig – denn der Sonntag startete umso stressiger.

Das Foto zeigt die Glashalle der Leipziger Buchmesse, von einer Brücke aus gesehen. Im Hintergrund sind Menschenmassen sowie Schilder großer deutscher Medienhäuser zu erkennen.

Sonntag war mein Abreisetag und mir war klar, dass es sportlich werden würde, den Koffer fertig zu packen, zu frühstücken, auszuchecken und mitsamt Koffer und zwei Taschen in einer vollen Tram zur Messe zu fahren, um dort direkt zwei Stunden Standdienst beim Selfpublisher Verband anzutreten. Mein Körper dachte sich so: Ne, reicht an Stress noch nicht – menstruieren wir doch gleich noch einen Tag früher als üblich.

Was soll ich sagen: Der Koffer und ich schafften es, um 9 Uhr an der Messe zu sein. Und uns in eine bereits dann aus mehreren hundert Menschen bestehende Schlange zu stellen. (Wann stellen sich die Ersten an? Um 5.50 Uhr?) Mit Regelkrämpfen 45 Minuten bei 3 Grad in der Schlange stehen macht auf jeden Fall unendlich viel Spaß. Zumindest konnte ich mich auf meinen treuen Koffer setzen und es schneite und stürmte nicht.

Übrigens musste ich „nur“ 45 Minuten warten, weil die Messehalle kurz vor 10 Uhr öffnet. Wusste ich auch noch nicht. Dort konnte ich zumindest meinen Koffer abgeben und kurz auf die Toilette. Weiter kam ich nicht, da die Heiligen Hallen erst um Punkt 10 Uhr öffnen. Ohne Aussteller-Ausweis konnte ich auch nicht den bequemen Eingang ohne Schlange am CCL nehmen. Zweiklassen-Systeme bei Menschen liebe ich immer ganz besonders.

Ziemlich abgehetzt kam ich als Letzte (!) am Stand an. Keine Ahnung, wie es die anderen pünktlich geschafft haben, da sicher nicht alle Aussteller-Ausweise vorzeigen konnten. Das Vorstands-Team begrüßte mich herzlich und briefte mich kurz dazu, was zu tun war. Es ging entspannt los, aber bereits ab 10.30 Uhr wurde es so voll, dass ich laufend entweder in ein Gespräch verwickelt war oder Bücher zurechtrückte bzw. Material nachlegte.

Schön war auch, dass mehrere Autor*innen meiner Info gefolgt sind, dass ich am Sonntag für zwei Stunden am Selfpublisher-Verbandstand anzutreffen sein würde. Vorbei kamen Jasmin Zipperling, Daeny Levi (der mich sogar um ein Foto bat - Star-Vibes!), Franziska Szmania und Phillippa Penn. Mit Franziska hatte ich kürzlich eine Lesung in Berlin und Philippa war u.a. Teil einer Podiumsdiskussion zum Thema "Wann macht Sensitivity Reading Sinn?"

Das Foto zeigt drei Personen auf weißen Sesseln vor rotem Hintergrund. Links ist "Leipzig" auf der Wand zu erkennen, über dem Kopf der drei Personen ist ein Bild gebeamt. Darauf steht "Sensitivity Reading: Authentisch schreiben, ohne Grenzen zu verletzen. Expert:innen: Phillippa Penn, Juri Pavlovic. Moderation: Larissa Böhning".

Das war mein Recap zur Leipziger Buchmesse – viel Stoff, und die nächste Messe steht schon in den Startlöchern. Es geht um die DREAM, die am 3.5. in Dresden stattfinden wird! Im Gegensatz zu Leipzig werde ich dieses Mal jedoch nur für den Messetag anreisen. Seid gespannt, denn im nächsten Newsletter nehme ich euch mit in die spannende Welt der Messe-Vorbereitung! Einen kleinen Testlauf für Büchertisch-Gestaltung hatte ich erst Anfang April bei meiner wundervollen und (trotz ernster Themen in den Büchern) sehr lustigen Lesung mit Franziska Szmania.

Ein kleiner Tipp noch für die, die bis hierher gelesen haben: Für die DREAM am 3. Mai kann man sich schon kostenlos als Besucher*in anmelden und bekommt als Dankeschön ein Goodie-Paket. Folgt dazu einfach diesem Link!  Man kann natürlich aber auch spontan hinfahren, dann unter Vorbehalt, dass es nicht zu voll ist und eben ohne Goodie-Paket. Aber jetzt genießt erstmal das Frühlingswetter und freut euch auf „Ich packe meinen Koffer … für die DREAM 2025!“

Ihr habt „Das Azurblau deiner Worte“ oder „Das verwinterte Herz“ gelesen? Dann schreibt mir doch gern eine Rezension – egal ob Amazon, Goodreads, Bücher.de, Thalia, Hugendubel, … Jede Rezension hilft enorm für meine Sichtbarkeit. Danke 😊


Ihr habt die bisherigen Folgen verpasst? Hüpft doch auf meine Website (https://www.jenniferpfalzgraf.de/) und lest es nach. Viel Spaß dabei!