Fuchsfeder Nr. 12: Meine erste Buchmesse als Ausstellerin oder: Wie ich eine böse Überraschung zu meinen Gunsten gedreht habe

Nun ist meine allererste Buchmesse, auf der ich als Ausstellerin unterwegs war, ein paar Wochen vorbei. Die DREAM, die am 3. Mai 2025 zum allerersten Mal in Dresden stattfand, erwies sich dabei mit über 500 Besucher*innen als großer Erfolg. Warum ich Startschwierigkeiten hatte, wo ich gesehen habe, dass ich schon Erfahrung mitbringe und wie der Tag für mich doch noch recht erfolgreich wurde, möchte ich euch in dieser Fuchsfeder erzählen.

Der 3. Mai fing früh an. Um 5.30 Uhr klingelte mein Wecker – uff. Dass es sich um einen Samstag handelte, half auch nicht unbedingt. Mein Zug fuhr pünktlich um 7.16 Uhr los und die anfängliche Ruhe im 6er-Abteil des EC wurde schon bald unterbrochen. Eine Gruppe junger Backpack-Reisender aus Frankreich besetzte die übrigen fünf Plätze und durch die zahlreichen Gepäckstücke saßen wir gefühlt mehr aufeinander als nebeneinander.

Am Dresdener Hauptbahnhof stieg ich aus und der Weg verlief zunächst wie am Schnürchen. Dann fingen die Probleme an. Die genaue Adresse der Ausstellhalle hatte ich mir zwar notiert. Das half mir wenig, denn während die Adresse „An der Kreuzkirche“ lautete, befand sich die Ausstellhalle leider nicht in der gut sichtbaren Kirche. Direkt gegenüber ragte ein historisches Gebäude mit einer riesigen Baustelle empor und mit zunehmender Verzweiflung suchte ich einen Eingang, überzeugt davon, dass es das richtige Gebäude war.

Eine Kirche aus beigem Stein mit klassizistischer Fassade, von der morgendlichen Sonne angestrahlt. Links davon und davor ein paar parkende Autos. Am linken Bildrand ein grüner Baum mit kleiner Grünfläche darunter.

Schließlich gab ich die Suche auf und rief meine Standnachbar*innen an, deren Kontakte ich hatte. Inzwischen war es 9.30 Uhr und die Messe öffnete um 10 Uhr. Neben dem Ankommen musste ich auch meinen Stand finden, alles aufbauen und mich ggf. mit meinen Standnachbar*innen absprechen. Meine angerufene Standnachbarin Cornelia Franke konnte nicht zurückrufen (kein Empfang im Saal), doch wenige Minuten später rief der*die Standhelfer*in meiner Standnachbarin zurück, um mir den Weg zu beschreiben.

Bereits am Vortag hatte mich meine Standnachbarin darüber informiert, dass mein Stand in einem toten Winkel zwischen andere Stände gequetscht war. Zum Glück navigierte mich aber Connys Standhelfer*in Sibi an den richtigen Ort. Der schüchterne kleine DREAM-Aufsteller reichte mir als 1,65m-Frau nicht mal bis zur Schulter. Naja, es war die erste Messe, die die Organisatorinnen geplant hatten, und wer weiß, ob ihnen die Stadt Dresden nur erlaubte, ihre Aufsteller soundso weit weg vom Eingang zu platzieren.

Endlich angekommen lief ich am Türsteher vorbei direkt zu meinem Stand. Hastig sah ich auf mein Handy – zum Glück noch 25 Minuten, bis die Tore öffneten. Dennoch war ich eine der letzten, die ihren Stand aufbaute. Hier zeigte sich, dass die Lesung im EWA Frauenzentrum sehr hilfreich war, weil ich dort einen sehr ähnlichen Büchertisch bereits zusammen mit Franziska Szmania aufgebaut hatte. In Windeseile stellte ich also alles hin, erkundigte mich nach der Aussteller-Küche und -Toilette und wo wir als Aussteller*innen netterweise kostenlosen Kaffee bekamen.

Um kurz vor 10 Uhr gab es eine kleine Ansprache von einer der Organisatorinnen und die ersten Besucher*innen strömten direkt herein. Conny hatte mir zugesichert, sich wegen meines Standplatzes, der tatsächlich in einem toten Winkel lag, vor unsere angrenzenden Stände zu stellen und Interessierte auch zu mir zu winken. Nach ungefähr der ersten halben Stunde hatte sie laufend so viele Besucher*innen, dass das jedoch nicht mehr möglich wurde.

Eine junge Frau mit schulterlangen schwarzen Haaren und Brille steht vor einem Stand und hält ein Buch in die Höhe. Titel "Das verwinterte Herz", Autorin: Jenifer Pfalzgraf. Auf dem Stand sind zwei Bücher ausgestellt und Dekoration, Postkarten und Lesezeichen aufgebaut.

Zunächst saß ich brav hinter meinem Stand, aber über den Tisch hinweg war eine Konversation nur beinahe schreiend möglich. Dadurch, dass es einen großen Hauptraum gab, war die Geräuschkulisse doch beachtlich. Also machte ich es Conny nach und stellte mich ebenfalls vor meinen Stand. Da dieser zwischen andere Stände in ein schlecht einsehbares Eck gequetscht war, verdeckten oft auch Besucher*innen der Stände links und rechts von mir meinen Stand komplett.

Instinktiv fragte ich die heran gewunkenen Leute, was sie normalerweise läsen. Antwortete eine Person „Romance“ oder „Fantasy/Historisches“, so erklärte ich ihr Näheres zu meinen beiden Büchern „Das Azurblau deiner Worte“ oder „Das verwinterte Herz“. Verwies die Person auf „Queer Romance“, so winkte ich sie links zu Ju Hex (they schreibt queere Liebesgeschichten zwischen jungen Männern, auch „boy’s love“ genannt), oder eben auf Cornelia Franke, die ebenfalls „boy’s love“ schreibt, allerdings öfters mit ostasiatischen Protagonisten.

Dass ich Besuchende aktiv und vorm Stand stehend heranwinken musste, war so gar nichts, womit ich gerechnet hatte. Ich kannte dieses Vorgehen von keiner der Buchmessen, die ich bisher besucht hatte. Es war brutal anstrengend, als eine Art „shop girl“ vor meinen Waren zu stehen und diese anzupreisen – wir reden hier nicht von einer oder zwei Stunden, sondern von ungefähr sechs Stunden, Pausen und Startschwierigkeiten schon herausgerechnet. Und vergesst nicht: Eure müde Jenny war seit 5.30 Uhr auf den Beinen und aus einer anderen Stadt angereist.

So anstrengend sie jedoch auch war, meine Strategie schein aufzugehen: Mit zahlreichen Besucher*innen entstanden freundliche und interessierte Gespräche, viele schienen aus Dresden und Umgebung zu kommen und sich sehr über eine Buchmesse in ihrer Region zu freuen. Das Cover einer Anthologie der #BerlinAuthors, in dem eine Kurzgeschichte von mir erschienen war, wurde mehrfach für ein Bild von Dresden gehalten. Tatsächlich zeigt es den Berliner Dom mit der Spree.

Ein Sall mit einigen Besucher*innen einer Buchmesse. Im Hintergrund sind ein paar Stände mit Roll-Ups sowie eine Bühne mit rotem Vorhang zu entdecken. Deckenbeleuchtung und ein Oberlicht ergänzen das Bild.

Da die DREAM ursprünglich als Messe speziell für Fantasy und Romance angepriesen wurde, fanden sich auch einige, die sich für meine Genres interessierten. Einige nahmen auch gezielt Marketingmaterial mit oder ließen sich von meinen Büchern erzählen, um später zurück zu kommen. Besonders berührt hat mich eine jugendliche Leserin, die mit ihrer Mutter zu meinem Stand kam und sehr schüchtern wirkte, sich aber enorm über meine mitgebrachten Signiersticker und die persönliche Widmung freute.

Insgesamt muss ich sagen: Die DREAM hat sich für mich gelohnt. Nicht, weil ich groß Kasse gemacht habe – mit zwei Büchern, als Anfängerin und einem oft übersehenen Stand wäre das auch utopisch gewesen. Ich fuhr mit der Annahme hin, dass die Messe – wie leider vieles im Autor*innenleben – ein Minusgeschäft sein würde, das sich irgendwann einmal auszahlen würde. Doch als Fazit muss ich sagen: Ich habe meine Ausgaben von 100 Euro fast vollständig wieder reingeholt.

Besonders gut klappte die Zusammenarbeit mit Conny und unserer*m gemeinsamen Standhelfer*in Sibi – an dieser Stelle vielen Dank an die beiden! Aber auch die Gespräche, die ich in ruhigeren Phasen (z.B. mittags) mit Daeny Levy hatte, der am Stand von Ju Hex aushalf, waren schön und bereichernd. Nach der Leipziger Buchmesse hatte ich mir zwar ein Buchkauf-Verbot auferlegt. Ein kleines Büchlein mit Mental-Health-Fragen und Meeres-Illustrationen von Babsi Schwarz, die ich von vergangenen Messen kenne, musste aber trotzdem mit. Ein Ausfüll-Büchlein ist ja kein Buch, oder? 😉

🗒️
- Der Standplatz ist das A und O. Wer blöd steht, hat das Nachsehen und muss z.B. aktiv auf Besuchende zugehen.
- Nette Standnachbar*innen machen lange Messetage erträglicher. Gut, wenn man sich kurz davonschleichen kann, während nette Leute auf den eigenen Stand aufpassen oder in ruhigen Phasen nette Gespräche haben kann.
- Stichwort „shop girl“: Mir wurde mehrfach von Besucher*innen rückgemeldet, dass ich meine Bücher gut auf den Punkt gebracht hätte. Als Autorin, die eigentlich Marketing nicht so mag, hat mich das besonders gefreut.
- Ich bin durch meine fast acht Jahre Erfahrung in der Buchbranche nicht nur sehr gut vernetzt, sondern weiß auch, wie man Business-Gespräche mit anderen Autor*innen führt. Und nirgends geht das besser als auf Messen.
- Meine Dekoration und die Buchpräsentation mit Aufstellern wurden gelobt, allerdings war das Marketingmaterial schon nachmittags alle. Nächstes Mal muss ich mehr mitbringen – scheinbar funktionieren Lesezeichen und Postkarten besser, als ich dachte.
- Weniger beliebt waren meine A5-Handzettel mit Klappentext (selbst entworfen und farbig ausgedruckt) zu „Das verwinterte Herz“ und die QR-Codes, die zur Buchseite meiner Homepage führen.
- Am selben Tag in eine andere Stadt an- und abreisen sowie auf einer Messe ausstellen ist ganz schön viel. Nächstes Mal hoffe ich, dass mein Budget genug für ein bis zwei Übernachtungen hergibt.

Die DREAM war noch für eine weitere Sache hilfreich. Da ich kurz zuvor davon erfahren hatte, dass der Fantasy-Autor und Grafikdesigner E.F. von Hainwald  eine Lesung mit mehreren Autor*innen in einer Kirche in Spandau veranstalten wollte, schrieb ich ihn wenige Tage vor der Messe an. Er antwortete, dass es gut aussähe, es aber letzte organisatorische Dinge noch zu klären gäbe. Bei der Messe, wo Enrico auch ausstellte, konnte ich mit ihm noch kurz persönlich über die mögliche Lesung sprechen.

Es ist noch nicht in trockenen Tüchern, aber als Fuchsfeder-Abonnent*innen wisst ihr schneller und mehr Bescheid: Wenn alles klappt, werde ich am 16. August in einer Kirche in Spandau nicht nur 45 Minuten mit meiner (bezahlten!) Lesung füllen, sondern auch kostenlos Bücher verkaufen können. Wenn das nicht ein Grund für einen Ausflug nach Spandau ist! (Für Nicht-Berliner*innen: Spandau ist, freundlich gesagt, ziemlich weit weg von der Berliner Innenstadt, hat jedoch viel Wasser und historische Gebäude zu bieten.)

Als nächster Termin steht erst einmal das Leseklang Hoffest in Bernau bei Berlin bevor, wo ich am 29. Juni 2025 mit einigen anderen Autor*innen ausstellen werde. Ich bin schon sehr gespannt – dieses Mal geht es ins Berliner (S-Bahn-)Umland und organisiert wird das Ganze von der Autorin Annemarie Bruhns, deren Namen ich in meinem Netzwerk schon oft gehört habe. Die Bibliothek in Bernau stellt die Räumlichkeiten und als großer Bibliotheks-Fan bin ich schon sehr gespannt, wer dieses Mal unter den Besucher*innen sein wird.

Genießt weiterhin das Wetter, wir lesen uns hoffentlich bald wieder!

Ihr habt „Das Azurblau deiner Worte“ oder „Das verwinterte Herz“ gelesen? Dann schreibt mir doch gern eine Rezension – egal ob Amazon, Goodreads, Bücher.de, Thalia, Hugendubel, … Jede Rezension hilft enorm für meine Sichtbarkeit. Danke 😊


Ihr habt die bisherigen Folgen verpasst? Hüpft doch auf meine Website (https://www.jenniferpfalzgraf.de/) und lest es nach. Viel Spaß dabei!