Mein Selfpublishing-Projekt Folge 9: Es war einmal … das Marketingmonster

Mein Selfpublishing-Projekt Folge 9: Es war einmal … das Marketingmonster

Einst lebte im Wald ein kleines Monster, das nannte sich Marketing. Jeden Tag schielte es mit einer Mischung aus Sehnsucht und wachsender Ungeduld in Richtung der Waldhütte. In dieser Hütte saß eine junge Autorin namens Jenny, die eifrig an ihrem ersten Buch tüftelte. Jeden Morgen, wenn Jenny mit ihrer ersten Tasse Kaffee auf die Veranda trat, raschelte es im Unterholz und sie erhaschte einen Blick aufs Fell des Marketingmonsters.

Seufzend machte Jenny sich daraufhin wieder an die Arbeit: Lektorat einarbeiten, Korrektorat, Korrespondenz mit der Coverdesignerin und der Buchsetzerin, Kostenkontrolle, … Die Arbeit nahm nie ab oder wurde langweilig. Nur einen Bereich ignorierte sie gekonnt: Den des Marketingmonsters. Nie, nie, niemals würde sie das Unterholz betreten.

Was, wenn das Monster sie auseinanderriss wie ein Stück Papier? Was, wenn es ihr solch einen Schrecken einjagte, dass ihr Autorinnenherz stehen blieb? Dann wäre all die Arbeit am Buch umsonst gewesen. Jeden Morgen machte Jenny also auf der Veranda kehrt und knallte so schnell die Hüttentür hinter sich zu, dass sie ein wenig Kaffee auf dem Boden verschüttete.

Doch der Erscheinungstermin ihres Buches rückte unaufhaltsam näher. Das Buch an sich war fast fertig, es fehlte nur noch das Logo, das Jenny hatte designen lassen. Business-Jenny hatte darauf bestanden, Spar-Jenny hatte jedoch gefragt, ob es das wirklich brauche und ob das nicht zu teuer sei. Pragmatiker-Jenny hatte schließlich den Streit geschlichtet und gesagt: "Ja, denn auch ein Logo gehört zum Marketing."

Jenny fasste sich entsetzt ans Herz. Es gab also kein Entrinnen. Sie und Marketing-Monster würden sich also doch über den Weg laufen. Während in ihrem Autorinnenhirn pathetische Musik ertönte, richtete sie sich in Zeitlupe auf, setzte schweren Herzens die Kaffeetasse ab und begab sich auf den schwierigen, langen Weg hin zum Monster.

In diesem dichten Unterholz hauste das Marketingmonster

Drei Minuten später stand sie  vorm Unterholz und starrte beharrlich das schillernde Fell des Monsters an. "Marketing!", rief sie. "Ich weiß, dass du da bist! Ich bin bereit, mich mit dir auseinander zu setzen. Möchtest du eine Streicheleinheit oder sowas? Wäre allerdings praktisch, wenn du mich nicht umbringen –"

Im nächsten Moment sprang etwas Schweres, Felliges auf sie und eine feuchte, raue Zunge leckte ihr Gesicht ab. Der Speichel roch leicht nach moderigem Holz, als hätte das Marketingmonster zum Frühstück ein paar Bücher verschlungen. Wortwörtlich. "Ist ja gut. Könntest du kurz von mir runtergehen?"

Marketingmonster sprang von ihr hinab und folgte ihr. Das Hüttendach war ein wenig zu niedrig, sodass es seinen Kopf beständig einziehen musste. Fröhlich schnaufend ließ es sich neben Jennys Schreibtisch plumpsen, sodass alle ausgetrunkenen Kaffeetassen bedrohlich wackelten.

"So, womit fangen wir denn an?" Sofort brabbelte Marketingmonster  in einer Sprache los, die Jenny nicht verstand. "Halt, halt, bitte etwas langsamer! Ich komme nicht mit dem Mitschreiben hinterher!" Das Monster sprach von Rezi-Exemplaren, USPs, vier Ps, Bloggertouren, Coverreveals, dem AIDA-Prinzip (das nichts mit Kreuzfahrten zu tun hatte – schade, dachte Jenny),  eBook-Preisaktionen, Werbeanzeigen und noch vielem mehr. Die Begriffe flogen Jenny nur so um die Ohren.

Nach mehreren Tagen hatte sie einen groben Überblick darüber, was genau was bedeutete. Sie notierte:

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- Rezi-Exemplare: kostenlose Exemplare für Buchblogger, damit diese im Gegenzug Rezensionen z.B. auf Amazon, Thalia usw. erstellen
- USPs: Unique Selling Point. Etwas, das das Buch einzigartig macht und vor anderen Büchern in demselben Genre abhebt.
- vier Ps: Product. Place. Price. Promotion. Die meisten Menschen denken bei Marketing erstmal nur an Nr. 4.
- Bloggertour: Nachdem mensch sich ein Bloggerteam erstellt hat, insbesondere auf Instagram recht beliebt. Blogger bekommen ein bestimmtes Thema, zu dem sie zusätzlich zur eigentlichen Rezi einen Post schreiben.
- Coverreveal: Möglichst gleichzeitiges Enthüllen des Buchcovers, um kurzfristig die Aufmerksamkeit zu erhöhen. Macht insbesondere Sinn, wenn das Buch bald verfügbar sein wird.
- AIDA-Prinzip: Attention, Interest, Desire, Action. Um ein Produkt zu verkaufen, müssen potenzielle Käufer:innen alle vier Stadien durchlaufen. Einmal Cover hochhalten sorgt erstmal nur für Attention. Um die drei anderen Stadien auch zu erwecken, braucht es einen Marketingplan.
- eBook-Preisaktionen: Im Gegensatz zum Print, für das die Buchpreisbindung gilt und dessen Preis nur schwer noch angepasst werden kann, darf man sein eBook fröhlich für 99 Cent ins Rennen werfen. Aber Achtung: Amazon KDP rückt bei 99-Cent-eBooks nur knauserige 33 Cent Tantiemen heraus. Ob das ein kurzzeitig höheres Ranking Wert ist, muss jede:r für sich entscheiden.
- Werbeanzeigen: So mysteriöses Zeugs, das man irgendwie gegen Geld schalten kann. Faustregel: Erst alle organischen Möglichkeiten ausschöpfen, und wenn schon Geld ausgeben, dann nur gezielt und nach reichlicher Überlegung. Zentral dafür: Wo hält sich deine Zielgruppe auf? Online wie offline?

Nach so viel Input rauchte Jenny gehörig der Kopf. Marketingmonster sah sie mitleidsvoll an und haute ihr so kräftig auf den Rücken, dass ihr Gesicht auf der Laptoptastatur landete. Dort verweilt es bis heute, und wenn es nicht gestorben ist, dann steht bis heute ein großes Fragezeichen darin, was das Thema Marketing angeht.

Sie sehen: Ein Fragezeichen im Gesicht (Laptop-Tastatur bitte dazu vorstellen)

Spaß beiseite: Ich hoffe, ihr konntet etwas aus diesem Newsletter mitnehmen? Durch die kleine Story wollte ich euch einen Überblick darüber geben, was im Marketing so alles zu tun ist. Nichts davon ist als Selfpublisher verpflichtend. Aber je weniger ich davon mache, desto weniger Menschen werden mit meinem Buch in Berührung kommen, geschweige denn, es kaufen.

So beängstigend dieses Feld für eine bisher ahnungslose Person wie mich ist: Es macht irgendwie auch Spaß. Und gleichzeitig ist es anstrengend und manchmal nach wie vor beängstigend. Denn egal, wie gut mein Marketingplan ist: Am Ende weiß ich nicht, was sich davon – sprichwörtlich – auszahlen wird, und zwar in Buchverkäufen.

Ich bin dieses Mal eher auf digitales Marketing eingegangen. In der nächsten Folge soll es um Streugut und Offline-Marketing gehen. Wahrscheinlich auch darum, wie man sich als Selfpublisher ideal für den schreckenserregenden Besuch in Buchhandlungen rüstet. Stichwort Monster und so. Übrigens gehören auch Lesungen zu Offline-Marketing. Und ja, es wird eine geben – im Juli und in Berlin. Mehr dazu bald, ihr Lieben!

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Ihr habt Folge 1-8 verpasst? Hüpft doch auf meine Website und lest es nach. Viel Spaß dabei!